Es ist soweit, ich musste mal wieder dem tristen Uni-Alltag entfliehen. Was lag da näher als Mirko, den Flightforum-Aussenposten in Kopenhagen, zu besuchen. Gesagt, gebucht – fast! Da kam mir in den Sinn, dass „irgendwo in der Richtung“ auch noch Sylt lag, wo ich auch schon lange mal hinwollte (Insel-Airports reizen mich irgendwie ;)). Dann kam mir in den Sinn, dass die Luftfahrtgesellschaft Walter den Platz mit ihren urchigen Do-228 besucht. Perfekt, um mal wieder in einer kleinen Rumpelkiste zu fliegen (die Faszination hat mich seit Neuseeland nicht mehr losgelassen :D )
So stand dann schliesslich das etwas komplizierte, aber dafür umso interessantere Routing: LSZH-EDDT-EDXW - Zug nach CPH - EKCH-EDDL-LSZH
(Viel zu) Früh am morgen, ich beginne langsam aufzuwachen, als ich mir gegen den Strom der soeben angekommenen Maschine aus Singapore mir den Weg ins Midfield freiboxe. Dort wartet schon eine neu bemalte Air Berlin-Boeing auf mich. Wenig später geht’s auch schon los, taxi 28, Takeoff ohne Verzögerung, und schon steigen wir in den Zürcher Morgenhimmel
Einen ereignislosen Flug über der geschlossenen Wolkendecke später sind wir on Finals 26R in Berlin Tegel, das Wetter passt zur tristen Plattenbau-Kulisse
In Magengeschwür verursachender Manier schnellstmöglichst auf die Tegeler Terrasse gespurtet, um dort ein paar unbeleuchteten Fliegern nachzujagen. 2 Stunden später war ich schon wieder abflugbereit.
Der Bus nahm Kurs auf den entlegendsten Ecken des Airports, und als ich schon fürchtete, er würde uns direkt auf Sylt bringen, tauchte doch noch die heiss ersehne Schuhschachtel vor uns auf:
Kaum waren alle Leute im Innenraum verstaut, ging’s auch schon los. Mit einer Taxi-Speed, die schon fast zum Abheben gereicht hätte, rasten wir den kompletten Tegeler Apron entlang zum Holding Point 26L. Meeting with the big birds!
Die Piloten gaben noch ein Kleinwenig mehr Gas, und schon bugsierten die zwei Treiber den Schuhkarton in die Luft
*Rummms* - mit einem Schlag, der jeden Jumbolino erblassen liesse, war auch das Gear verstaut, derweil unten das Terminal vorbeizog
Climbout
Der Reiseflug verlief relativ unspektakulär, wir befanden uns inmitten von zwei Wolkenschichten ohne gutes Licht. Erst etwa über Hamburg riss die obere Wolkendecke auf und wir hatten nur noch den endlosen, blauen Himmel über uns.
Traumhafte Aussichten, nicht?
Kurzer Blick durch die nicht vorhandene Cockpittüre zur Positionsbestimmung. Wir befinden uns über Hamburg, der Punkt LANAS liegt auf der Insel Nordmarsch-Langeneß (was für'n Name :p) kurz vor Sylt
Mal ein Platz- und Perspektivenwechsel
Selbst als Kinderspielplatz muss die arme alte Dame herhalten
Viel zu schnell sind wir schon wieder auf dem Final auf die 32 in Sylt
Als wir endlich durch die Wolken durch sind, kommt auch die Insel selber in Sicht
Landed, welcome to Sylt (die Ansage der Piloten ging im Motorenlärm gänzlich unter – sie hätten Hasstiraden gegen nervige, fotografierende Passagiere :D schreien können, und niemand hätte es verstanden :))
Endlich ergab sich dann auch noch eine kurze Gelegenheit für ein paar Cockpit-Shots. Schon interessant, das Panel :)
Close-up des Pedestals, welches offensichtlich nicht mehr im ersten Dienstjahr steckt (Baujahr 1986, ein Jahr älter als ich :p )
Noch eine Gesamt-Innenaufnahme der Angströhre ;)
Welcome to Westerland!
Landside
Nachdem ich noch kurz den Takeoff meiner Maschine zurück nach Berlin und den der Schwestermaschine nach Düsseldorf abgewartet (und somit 3/4 der Movements des Tages gesehen) hatte, machte ich mich auf den langen Weg zur Küste.
Leider war auch die Sonne verschwunden, und so präsentiert sich der Westerlander Strand etwas trist
No comment
Zu allem Übel kam ein fieser Seenebel auf und nahm nach dem Licht auch noch den Ausblick. Ich verkroch mich unterkühlt (der Umstand, dass ich Binnenländer natürlich unbedingt bis zu den Knien in die eiskalte Nordsee reinwaten musste, half da wenig) in einen Strandkorb. Versuch der Kreation eines idyllischen Bildes (Prädikat: misslungen)
Ich war froh, als ich Sylt verlassen konnte. Nun stand mir die 6-stündige Bahnreise nach Kopenhagen bevor. Zuerst ging’s mit der NOB (Nordostseebahn) zurück aufs Festland, nach Niebüll (nie gehört – morgen schon wieder vergessen :)) Von Niebüll hüpfte ich mit diesem Gefährt hier über die Grenze, nach –genau, schon wieder so ein Kaff- Tønder in Dänemark (merkt man nicht, die Landschaft ist überall gleich flach und eintönig :))
In Tønder brach ich aus dem Fahrplan aus und nahm mir eine Stunde, die schmucke Altstadt zu besichtigen (auch hier zerstörten die Wolken vieles, das Städtchen wär’ wirklich nett gewesen)
Der Stadtpatron (oder so)
Der Torget, die Hauptstrasse (Menschenleer, Abends um sechs bei trockenem Wetter!)
Weiter ging’s eine Stunde später mit diesem Gefährt hier für eine weitere Stunde durch topfebene Landschaft. Wie man sieht, zeigt sich nun, da ich nichts gescheites (Züge zählen eindeutig nicht zu „gescheit“) mehr zu fotografieren habe, auch die Sonne ;)
Nach weiteren drei Stunden Zugfahrt erreichte ich endlich den Hauptbahnhof von Kopenhagen, wo mich Mirko auch schon in Empfang nahm. Ab in's Bett (naja, fast ;)), denn.... ...am nächsten Tag stand dann schon früh Sightseeing auf dem Programm. Leider empfing mich die Stadt mit dichtem Nebel...
...und so klapperte ich mein Programm gelinde gesagt lustlos ab, da die eigentlich schönen Sehenswürdigkeiten einfach nicht optimal fotografisch festzuhalten waren. Trotzdem ein paar Versuche:
Stolz steht König Frederik VII vor seinem ehemaligen Schloss:
Der Löwe blickt angesichts des Glaspalastes, den man ihm vor die Nase gesetzt hat, eher etwas verdrossen drein
Longing for a coffee break, die polarisierende Meerjungfrau
Murphy schien kurz bei Petrus angeklopft zu haben, denn gerade als ich meinen Rundgang beendet hatte und mich nach einem warmen Bad sehnte, riss der Himmel auf. So "musste" ich den dreistündigen Fussmarsch nochmals abspulen, wurde dafür aber mit etwas schönerem Output belohnt :) Jaja, es ist schon Frühling!
Frederik V blickt auf sein Monument, die Frederiks-Kirke
Farbenfrohe Häuserzeile am Nyhavn – kaum blinzelt die Sonne hervor, pflanzen sich die Dänen schon wieder in ihre Outdoor-Cafés
Erzbischof Absalon hoch zu Ross – im Hintergrund die Nikolaj-Kirke
350°-Panorama vom rundetarn („Runder Turm“), dem Aussichtsturm in der Altstadt
Natürlich musste auch eine Night-Session noch Platz finden, auch wenn der Regen die Sache nicht wirklich angenehmer machte (und ich mich in der dunklen Hafengegend auch noch königlich verirrte ;)) Nochmals Christiansborg Slots, das heutige Parlamentsgebäude
Die Börse mit ihrem nett verzierten Turm, das Schloss im Hintergrund
Nyhavn, welches am Samstagabend so richtig zum Leben erwacht ist
Und schliesslich die 2005 eröffnete Oper
Den Rest der Zeit verbrachten Mirko und ich vornehmlich am Flughafen Kopenhagen, doch das ist dann irgendwann mal Teil eines eigenen Berichts ;)
Nach drei Tagen ging’s für mich auch schon wieder auf die Heimreise. Nach drei meist bewölkten Tagen war ja klar, dass bei meiner Abreise eitel Sonnenschein herrschen sollte, und so erstrahlte selbst die etwas in die Jahre gekommene LTU-Bemalung auf meinem Flieger in neuem Glanz.
Wenig später waren wir schon beim HP 22R angekommen, und der Towercontroller ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach: Holding Positions füllen!
Nachdem uns auf diesem Weg etliche Homecarrier überholt hatten, ging’s dann doch los, und wir machten uns auf den Weg nach Süden
Eine Stunde und ein Putensandwich später schickte man uns über den Platz in den righthand downwind 05R, inklusive fabelhaftem Ausblick auf den Airport
Welcome to Düsseldorf International!
Auch in Düsseldorf hiess es wieder Flugzeuge ablichten bis zum Knipsfingerkrampf, stellvertretend auch hier nur ein Bild, die weiteren folgen dann auch irgendwann ;)
Nach einem hektischen Tag auf der Düsseldorfer Terrasse boardete ich schliesslich meinen Flug nach Zürich, der als einer der letzten aus DUS rausging.
An Fotos war nicht zu denken, denn a) waren alle Karten voll, b) war auch die Batterie leer, c) war es sowieso dunkel und d) holte mich mein Schlafmanko kurz nach dem Takeoff ein. Ich erwachte erst wieder, als wir auf Zürichs 28 hart abbremsten, nach einer Rekord-Taxizeit von 60 Sekunden war der Flieger schliesslich am Gate parkiert.
Das wars auch schon wieder. Ich hoffe, die Lektüre war interessant!
Der Dornier-Flug war sicherlich ein Erlebnis, auch wenn steile Kurven in den Anflug oder ähnlich spektakuläre Manöver leider ausblieben (Flug nach Westen, Westwindbetrieb in TXL/GWT). Kopenhagen ist (im seltenen Fall schönen Wetters) eine wunderschöne Destination mit einer Unmenge ansehnlicher historischer Bausubstanz und einem angenehmen Flair.
Ein ganz grosses Dankeschön gebührt Mirko, dass er sein gesamtes Wochenende für mich geopfert hat (das Schlafmanko wird ihn wohl noch länger begleiten :D). Danke für deinen Einsatz und deine Gastfreundschaft, das war einmalig!
Abschlussbild: Two tracks, that's all I need - hach, wie schön ist das Reisen doch!