An meinem letzten Tag im Norden gab's zur Krönung einen Ausflug ins Schlaraffenland. Dem Kenner kommt natürlich beim Stichwort Yellowknife sofort der Begriff "Buffalo Airways" in den Sinn. Dass auch diese Airline Frachtflüge mit leckerem alten Gerät - DC-3, DC-4, DC-6, C-46, Electras - durchführt macht sie zwar durchaus attraktiv, aber noch nicht einzigartig. Dafür sorgt jedoch das Fernsehen: Die Mitarbeiter der Familien-Airline rund um den charismatischen und kauzigen Piloten-Haudegen Joe McBryan (besser bekannt als Buffalo Joe) sind nämlich nicht nur begnadete Aviatiker, sondern auch populäre Fernsehstars: Sie und ihre Abenteuer stehen seit mehreren Jahren im Mittelpunkt der beliebten Reality TV-Serie "Ice Pilots" (derzeit donnerstags um 22 Uhr bei n-tv).

 

 

Aufs Vorfeld zu kommen war absolut kein Problem, und so konnte ich drei Stunden um die Maschinen herumrobben, und sie aus allen erdenklichen Winkeln auf den Speicherchip bannen. Doch das Highlight stand erst noch bevor:

 

Buffalo Joe und seine Familie wohnen nämlich nicht in Yellowknife, sondern im 200 Kilometer entfernten Städtchen Hay River am anderen Ufer des grossen Sklavensees. Und wie es sich für eine solche Fliegerfamilie gehört, pendelt diese nicht täglich im SUV oder im Minivan, sondern nimmt den Flieger. Und nicht irgendeinen: Die DC-3 notabene! Und da die mehr als genug Platz bietet, sind auch andere Pendler an Bord herzlich willkommen - ebenso wie Aviatikfans und Serienjunkies natürlich.

 

 

GPS-Track DC-3: [url]http://de.wikiloc.com/wikiloc/view.do?id=2537540[/url]

GPS-Track ATR42: [url]http://de.wikiloc.com/wikiloc/view.do?id=2537541[/url]

 

 

Punkt 16.30 Uhr hatte sich die McBryan-Familie sowie gefühlt das halbe Dorf Hay River im Flieger eingefunden, Buffalo Joe hüpfte ins Cockpit, erweckte die beiden Sternmotoren zum Leben, und los ging das Abenteuer!

 

Behutsam täxelte Joe die Familienkutsche zur Runway und setzte den Startschub. Hach, dieser Sound! Und die ganze Kabine rüttelte und zitterte und flatterte, als ob das Ding in den nächsten Sekunden auseinanderbrechen würde. Nach kurzer Strecke wurde die Nase gesenkt - wir rollten nun nur noch auf den zwei Hauptfahrwerken - und langsam erhob sich der alte Vogel in die Luft.

 

 

Leichte Kurve nach Links, Steigflug auf 5'500 Fuss, wir liessen Yellowknife zurück und begannen unseren 45-minütigen Flug über den Grossen Sklavensee. Und der ist dann also wirklich mega gross - besonders in einem 70-jährigen Zweitweltkriegs-Flieger sitzend und um die Zuverlässigkeit seiner Triebwerke wissend.

 

 

 

Ein kleines Video davon:

 

 

 

Bemüht, endlich mal einen Wunsch zu äussern, den mir die Buffalo-Jungs ablehnen würden, fragte ich nach einem Cockpit-Besuch. Schon wieder Pech gehabt. Der Flughelfer verschwand ins Cockpit, kurz später trat der grosse Buffalo Joe aus selbigem heraus, setzte sich nach hinten zu seiner Familie - und machte mir kleinem Fliegerfan doch wirklich seinen Captain-Sitz frei! Auf diesen sollte ich mich dann setzen, um für Fotos zu posieren - darauf hatte ich es zwar nicht abgesehen (wohl eher ein Ritual der Serienjunkies), aber bitte: Wann kriegt man schonmal die Gelegenheit, im Flug auf dem Captain-Sitz der DC-3 Platz zu nehmen und das Steuerhorn zu packen?

 

 

Das Office in seiner ganzen Pracht!

 

 

Auch der Blick auf die Triebwerke ist hier vorne ganz nett!

 

 

Obwohl ich stundenlang dort vorne hätte sitzen können, war ich bestrebt, dem grossen Meister bald wieder den Platz freizumachen, und verschwand bald wieder in die Kabine. Kurz darauf wurde auch bereits der Sinkflug eingeleitet und wir landeten in Hay River. Was für eine tolle Erfahrung dieser Flug doch war!

 

 

40 Minuten Aufenthalt hatte ich in Hay River, bevor mich eine langweilige ATR nach Yellowknife zurückbringen sollte. Also streunte ich etwas dem Zaun entlang und versuchte, vom weiteren Dutzend an diesem Airport geparkten Buffalo-Flieger auch noch möglichst viele einzusammeln. Ich war gerade in einen innigen Kampf mit dem störenden Zaun verwickelt, da hielt ein Auto hinter mir. Aha, an meinem letzten Spottertag doch noch ein Rencontre mit der Polizei.

 

Doch weit gefehlt! Am Steuer sass kein Geringerer als Buffalo Joe himself, und fragte am Ende seines langen Arbeitstages doch allen Ernstes, ob er mich auf eine kleine Vorfeldtour mitnehmen könne. Unglaublich der Typ! Etwas ungehobelt und unverblümt direkt zwar, aber offenbar mit einem grossen Herz für Fliegerfans. Solche Leute braucht die Welt!

 

Nach einer interessanten Tour an vielen weiteren leckeren Fliegerlein vorbei chauffierte er mich direkt zu meiner bereits wartenden ATR (super service!), entdeckte dann aber daneben seine geliebte DC-3 und fand, ich solle doch mit der Crew vor ihr posieren. Nur unter der Bedingung, dass er auch auf dem Bild sei, testete ich ihn. Wenn auch murrend und stöhnend, hievte er sich aus dem Wagen und erfüllte mir auch diesen Wunsch. Was für ein tolles Souvenir!

 

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